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Vergebung | Zeit heilt keine Wunden

Das Zitat: Zeit heilt alle Wunden möchte ich in diesem Blogartikel etwas näher beleuchten.

Vor einigen Jahren war in der Zeitung ein Bericht über einen amerikanischen Sträfling in der Todeszelle zu lesen. Dessen Hinrichtung lag eigentlich schon Jahre zurück, doch damals wollte die Maschine, welche ihm mit der Todesspritze "die Seele aushauchen" sollte, aus unerfindlichen Gründen nicht funktionieren. So wurde seine Hinrichtung auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Dieser Mann soll eine junge Frau vergewaltigt und ermordet haben. Ob dies tatsächlich so war oder ob dieser Mann unschuldig hingerichtet werden sollte, kann ich nicht beurteilen. Fakt war, dass dieser Mann seine Tat längst zutiefst bereute und sich während seines Gefängnisaufenthalts zum Glauben an Jesus Christus bekehrte. Nun stand seine erneute Exekution bevor.

 

Doch plötzlich ging ein grosser Aufschrei durch die Bevölkerung. Man solle diesen Mann begnadigen, denn er habe die Todesangst am eigenen Leibe erfahren dürfen. Er habe bereits genug dafür gesühnt und sich gebessert. Leider hatte die Gesetzesobrigkeit nicht so viel Mitgefühl für diesen Mann und so wurde er anschliessend doch noch hingerichtet.

 

Mich hat diese Geschichte damals sehr berührt. Ich empfand die Situation einfach schrecklich. Diesen Mann nun trotzdem mit dem Tode zu bestrafen, obwohl er ja mit seiner eigenen Todesangst, mehr als genug konfrontiert war. Zudem schien er seine Tat wirklich zutiefst zu bereuen und ich musste dabei an Jesus denken, wie Er wohl mit diesem Menschen umgegangen wäre.

 

Aus dieser Überlegung machte ich mir ernsthaft Gedanken, in welchem Bereich meines Lebens auch ich immer noch ein unerbittlicher Richter und heimlicher Henker über meine Mitmenschen war. Natürlich wurde ich im Aussen sehr schnell fündig. (Zu einem späteren Zeitpunkt auch tief in mir drinnen ;)

 

Doch kommen wir zuerst zum Aussen. Damals fiel mir gleich eine Person ein, die mir in der Vergangenheit sehr wichtig war, von der ich mich aber immer wieder abgrundtief verletzt fühlte. In meinem Herzen bewegten sich damals Worte wie: "Ich wünschte du müsstest nur eine Minute denselben Schmerz fühlen, den ich wegen dir über all die Jahre erfahren musste." Heute kann ich darüber lächeln, denn ich sehe, wie sehr ich damals noch in meiner Opferrolle gefangen war. Ich begriff zu dieser Zeit einfach nicht, dass ich diejenige war, die es nicht sein lassen konnte.

 

Denn ich war auch Jahre später wegen einer, aus meiner heutigen Sicht, Lappalie, noch immer verletzt. Fühlte mich ungerecht behandelt und wollte insgeheim einen gerechten Ausgleich erzwingen. Mit meinem damaligen Bewusstsein war ich jedoch die einzig Leidtragende in der Geschichte. So liess die Distanz erstmal Gras über die Sache wachsen, bis ich auf diesen Zeitungsartikel stiess, der genau zur rechten Zeit auftauchte. Genau dann, als meine Seele endlich dazu bereit war mich der Situation nochmals zu stellen. Denn durch den gewachsenen Abstand gelang es mir nun endlich, die ganze Geschichte neu zu betrachten.

Ich erkannte für mich, dass dieser Mensch mit seinem unbewussten Verhalten nur die Emotionen meiner alten, abgespaltenen Verletzungen an die Oberfläche holte. Nichts mehr und nichts anderes. Meine Reaktion darauf war meine Verantwortung. Punkt.


Der Spruch das Zeit alle Wunden heilt, stimmt so einfach nicht. Zeit kann keine Wunden heilen, sie ermöglicht es jedoch, die Dinge aus der Distanz zu betrachten und die Situation neu und aus einer gereiften Haltung heraus neu einzuschätzen. Heilen kann nur die Liebe.

 

Nachdem mir das bewusst wurde, erkannte ich zudem, dass dieser Schmerz von damals, eigentlich noch das Einzige war, was mich mit diesem Menschen über all die Jahre verbunden hat. Ich hatte die Angst, wenn ich die Situation und meinen Schmerz und Groll loslasse, würde ich diesen Menschen ebenfalls für immer verlieren. Das war damals eine ziemlich harte Erkenntnis für mich. Doch dann spürte ich, dass es jetzt an der Zeit war, ihn, sowie auch mich selbst, endlich zu begnadigen und die Situation zwischen uns freizugeben.

Ich ging dabei vor, wie ich es durch die Geschichte, die du gerne hier nachlesen kannst, gelernt habe:

Ich schrieb dieser Person einen Brief und brachte alles ans Licht, was ich über Jahre hinweg geschluckt hatte. Ich gestand meinen Groll und meine ungerechtfertigte Verurteilung. Ich vergab was mich vermeintlich verletzte und bat selbst um Verzeihung für meine Unvergebenheit und meine Vorwürfe. Im Anschluss, ging ich raus in die Natur, las den Brief laut vor und verbrannte ihn. Seit diesem Moment, war alle Verurteilung und mein Schmerz dieser Person gegenüber von mir abgefallen. Später schaute ich mich mir noch genauer an, woher diese Emotionen wirklich kamen und schaffte ebenfalls Frieden mit der Ursprungssituation.


Heute reagiere ich nicht mehr so emotional auf solche Dinge, die damals passierten. Es triggert mich nicht mehr an und ich muss gestehen, sowas wie damals, ist mir bis heute auch nie wieder begegnet.

Ist es dir vielleicht auch schon ähnlich ergangen?

  • Welchen Menschen kannst auch du noch nicht loslassen, vielleicht ebenfalls aus Angst diesen Menschen für immer zu verlieren?
  • In welchen Bereichen bist du immer noch unerbittlicher Richter und Henker? Wer in deinem Leben hat endlich Vergebung und "Begnadigung" verdient?

Ist es: Vater oder Mutter? Grosseltern? Bruder oder Schwester? ein Freund, eine Freundin? eine verflossene Liebe? Dein Lebenspartner/Partnerin, ein /dein Chef oder Arbeitskollege? ein Nachbar? vielleicht Gott? oder doch du selbst?

  • Bist du dir darüber bewusst, dass du mit dem Festhalten an diesen Emotionen, an Unvergebenheit, dich täglich nur selbst verletzt und dich damit selbst klein und in einem Käfig gefangen hältst?
  • Bist du dir bewusst, dass dieses festhalten an alten Emotionen mittel- oder langfristig auf Kosten deiner Gesundheit und Psyche geht?


Wen möchtest oder kannst du vielleicht gleich jetzt endlich begnadigen?

Von ganzem Herzen wünsche ich dir den Mut loszulassen und deine neue Freiheit und den inneren Frieden der daraus entsteht zu geniessen und ihn mit deinen Mitmenschen zu teilen.

Herzlich,
Sabine

 

 

©sabineamrhein.ch


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Sabine Amrhein - Grenzwege
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